Resumé von der Skipperin
Rückblick von der Skipperin
Meine erste Woche als Skipperin mündet in einem riesigen, wertvollen Erfahrungsschatz. Von der Crewführung über das Segeln bis zu den Hafenmanövern konnte ich unglaublich viel lernen. Vor allem bei den An- und Ablegemanövern kam ich einige Male ziemlich ins Schwitzen: Aber auch das hat unsere Frauentruppe jedes Mal geschafft! Zu Beginn der Woche waren die Rollen noch nicht optimal zugeteilt und an der Kommunikation scheiterte es auch das eine oder andere Mal. Wir steigerten uns aber von Manöver zu Manöver und gegen Ende der Woche konnten wir sogar die männlichen Segler und die alten «Seebären» auf den Nachbarschiffen ganz schön beeindrucken. Innerlich ein kleiner Sieg für uns ;)
Wir hatten auch während dem Segeln oft schwierige Bedingungen und viel Seegang. Ich war sehr stolz auf die ganze Crew und auch mich selber, dass wir das alles so gut gehandelt haben. Denn schlussendlich ist es doch das wichtigste, dass es allen auch mental gut geht auf so einem Törn. Die Ciao Ciao schwimmt ebenfalls noch (ebenso alle Schiffe um uns herum) und ist ohne Schäden im Heimathafen angekommen. Auch kleine Reparaturen konnten wir meistern, wovon die Rollanlage das Kniffligste war: Aber darüber könnt ihr in unserem Blog gleich hier unten mehr erfahren. Trotz den kleinen Hürden hatten wir unglaublich viel Spass, haben getanzt und gesungen und vor allem auch so viel gelacht: Wir bekamen sogar Bauchschmerzen davon. Aus meiner Sicht war dieser Frauentörn ein voller Erfolg und ich bin unglaublich dankbar, dass Adi und meine Crew, Bianca und Cordula, mir das Vertrauen geschenkt haben meinen ersten Törn mit ihnen und der Ciao Ciao zu erleben. Es gibt immer noch viel zu lernen und ich muss eingestehen: Es ist eben doch noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Auf Törns gibt es wohl jedes Mal aufs Neue Herausforderungen zu bewältigen. Und genau das mag ich am Segeln! Ich bin bereit, mich diesen zu stellen und freue mich bereits jetzt wieder, wenn mir das nächste Mal Seeluft um die Nase.
Freitag, 9. September
«Es ist immer schön, wenn es schön ist. Und schöner war’s noch nie!», meinte Cordula als sie seelig und mit Sonne im Gesicht über die leicht gekräuselte See segelte. Nun, das ist Ansichtssache aber ja, wir hatten einen tollen letzten Segeltag. Unser heutiges Ziel war es, die restlichen 220 Meilen zu erreichen damit Cordula ihren Hochseeschein abschliessen kann. Mndestens 27 Seemeilen lagen demnach vor uns, und -juchee - der extremstarke Wind hatte sich gestern beim strömenden Regen ins irgendwo zurückgezogen. Wir segelten also los bei sanften 6 Knoten Richtung Norden und machten uns schon nach dem Mittag auf den Rückweg, weil Gewitter angesagt wurden. Ein weiteres Mal gegen den Wind. Es schien, als ob wir uns kaum von der Stelle bewegen würden. Wirklich idiotisch, aber nötig. Für uns gabs kein anders nach Hause kommen. Wir kreuzten also so lange, bis es uns allen zu bunt wurde und wir das Vorsegel einholten und den Motor zu Hilfe holten. Aber wisst ihr was? Je näher wir unseren 220 Meilen segelten, desto freundlicher wurde das Wetter. Und eben da fand es Cordula – ja klar – und wir alle: es ist einfach schön! Wenn ihr wissen wollt, wie wir unser erreichtes Ziel gefeiert haben, müsst ihr auf dem Insta-Account von crazy lobster nachschauen Jetzt sind wir sicher zurück im Heimathafen der Ciao Ciao, haben das Deck geschrubbt und die Segel eingepackt. Time to take a shower – ohhh yes! Unsere Skipperin Laura hat uns sicher über 227 Meilen geshippert. Wir haben viel gelernt, oft gelacht, machmal gezittert, selten gechillt und vor allem jede Menge Spass gehabt! Well done Laura! Keep on skippering!
Tagestrack
Donnerstag, 8. September
Dass Daumen drücken nichts hilft, wissen wir ja schon lange. Deshalb haben wir uns am Morgen eine ausführliche Dusche und einen super Zmorgä gegönnt. Die anschliessende Tagesplanung war nicht ganz einfach. Entweder gleich auslaufen und vor dem grossen Regen in Sonderborg ankommen, oder im Regen auslaufen und eventuell ruhigeren Wind mitnehmen oder: Einen gechillten Tag im Hafen geniessen. Nun. Ihr kennt uns ja: Letzteres keine wirkliche Option und unser Wunschhafen Sonderborg auch bei üblem Seegang unter Motor in erreichbarer Distanz. Zwar mühsam und halt einmal mehr gegen den Wind. Und genau so kam es auch. Schon nach 2 Seemeilen mussten wir das Vorsegel einholen und gegen die Natur mit Motorengewalt ankämpfen. Da kamen wir nicht drum rum, um das Zitat von Aristoteles in die Runde zu werfen: «Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen» Recht hat er, der Ari, aber für unseren Weg in Richtung des dänischen Heimathafens nützt uns dieser Spruch halt dann doch nichts. Laura fands aber nicht spassig. Segler motoren sicher nicht gegen den Wind – so doof! Recht hat sie, die Laura. Die Wellen bremsten uns enorm aus, wir kamen nur schleppend vorwärts und wir alle waren heilfroh, als wir ins Fjord abbiegen konnten. Phu. Zum Glück verlassen wir uns auf unserer Ciao Ciao auf ein mega solides, super gebautes Schiff. Echte Bootsbaukunst! Jeder Griff passt, jede Winsch vom Feinsten. Just nice! Und nachdem wir unser Schiff an der monströsen Hafenmauer befestigt hatten, ging unsere Skipperin gleich los, um einen Tisch in einem schönen Restaurant zu reservieren. Jetzt sitzen wir alle im Trockenen unter Deck, führen unser Fahrtenbuch, laden ein neues Reel hoch und stossen auf die bereits erreichten 196 Seemeilen an. Ciao Ciao – bis morgen!
Tagestrack & Windinfo Böen in m/s
Mittwoch, 7. September
Heute haben wir viel gelacht. Klar, am Morgen gabs auch noch viel zu lachen. The Party-boat-in-perfection was on tour und wir haben zu Abba unsere Hüften geschwungen. Der Wind wehte prächtig und unsere Ciao Ciao glitt wie auf einer präparierten Eisbahn über die Wellen. «Auch so kann’s sein», meinte Laura lachend. Wir hatten unsere längste Tour sorgfältig geplant und wollten bis runter nach Faaborg um dann über die nächsten zwei regnerischen und stürmischen Tage mit raumem Wind zurück ins heimatliche (dänische) Gewässer zu shippern. Ich glaube, wir haben’s schon mal erwähnt: Meistens kommt es anders als man denkt. Vielleicht wird das zu unserem Motto über diesem Törn und irgendwie passt das ja auch zu uns. Denn wer rastet, der rostet. Die Wind-Vorhersage traf ein weiteres Mal nicht zu – und schon um die Mittagszeit kämpften wir beim Aufkreuzen mit hohen Wellen und starken Böen. Ungemütlich. Vor allem dann, wenn man Mittagessen vorbereiten soll. Aber auch das haben wir mittlerweile im Griff und so gab es Sandwich nach Wunsch und später sogar unseren ersten Kaffee auf Deck bei zügiger Krängung. Irgendwann war es genug und wir holten das Grossegel ein – natürlich nur sicher mit der lifeline. Ganz schön wackelig…Trotzdem blieb unsere Stimmung durchgehend in einem Hoch: So schön, das Ganze in solch einem (Frauen-)Team zu erleben. Ein Tänzchen hier, eine lustige Geschichte da und zwischendurch ein Schweinswal, der uns in den Bann zog.
«Wir waren heute über neun Stunden auf See und haben 46 Meilen geschafft. Und dann sind wir uns alle einig: Egal ob wir rosten (das Stromkabel gibt uns nämlich heute zu denken)... Jetzt ist es Zeit zu rasten! Unsere Skipperin Laura hatte mal wieder einen tollen Hafen für uns parat: ein Mega-tolles Plätzchen im Hafen Dyvig. Daumen drücken, dass das Wetter morgen (trotz schlechter Wettervorhersage) nochmal auf unser Seite ist!
Tagestrack
Dienstag, 6. September 2022
Der Morgen in Hejlsminde Bugt war bezaubernd. Ein wunderschöner Hafen, um zu sein, zu fühlen, sehen und erleben. Doch der Wind hatte nicht abgenommen und fegte nach wie vor übers Meer. Keine Ahnung, wo und wie es jeweils kommt, dass sich zwischen den Fjords Wellenberge unglaublich wohl fühlen und sich ausbreiten, als gäbe es ein Wettlaufen, die schönste Achterbahn aufzustellen. Auf alle Fälle macht segeln so nicht wirklich Spass. Wir donnerten auf und ab und wurden öfters mal überspült. Und so justierten wir just unser hoch gestecktes Tagesziel und drehten nach mehrmaligem Rufen «Achtung Welle» von Laura wo tatsächlich Wellen über uns schwappten, ins ruhigere Wasser ab. Kurz vor der Einfahrt in Haderlsev-Fjord wurde es ruhiger und wir drehten ein paar Runden bei angenehmem Wind. Der Weg zu unserem Hafen wird als einen der schönsten in Dänemark beschrieben. Sechs Meilen vorbei an wehendem Schilf, an schmucken Häuschen, weichen Hügeln und natürlich: an vielen Untiefen. Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Im Hafen angekommen drehte der Wind gerade rechtzeitig eine zünftige Runde auf. Uns wird diese Tage aber auch gar nichts geschenkt. Jetzt sind wir sicher angemacht an einem herrlichen Plätzchen und gehen gleich los, um unseren kleinen Kühlschrank wiedermal aufzufüllen. Denn eines ist sicher: Auch morgen wird es wichtig, zwischendurch dem Magen etwas Gutes zu tun und unsere Skipperin Laura mit etwas Feinem zu versorgen. Schiff ahoi.
Montag, 5. September 2022
Ganz nach dem Motto «Nur Idiotinnen und Regatteurinnen segeln gegen den Wind», sind wir heute Morgen los. Na ja – schliesslich kann Frau nicht immer wählen. Vor allem dann nicht, wenn auf dem geplanten Kurs rund um Fynen mit unserer tollen Najad (dem Schiff das allen Winden trotzen kann) kein Durchkommen war. Also – natürlich schon irgendwie, aber ganz sicher nicht ohne Tabletten und ohne einen enormen Kampf mit den Wellen. Schon nach einer Stunde Richtung Norden haben wir deshalb gewendet. Das Blatt hat sich aber nicht ganz nach unserem Sinn mitgewendet … die Wellen blieben, das Aufkreuzen war deshalb mühsam. So waren die 8 Stunden auf See auch am dritten Tag doch ziemlich anstrengend. Bianca servierte uns bei den ersten Schaumkronen und ein paar heftigen Böen einfach einen Tuna-Salat! Respekt! Denn das erfordert schon ganz viel Durchhaltewillen auch in der Kombüse. Und wen wundert es dann auch, dass wir gut für unsere Stimmung geschaut haben und so der Joke-of-the-day gerade recht: Cordula fragt: «Was ist denn das?». Laura: «Eine Fischerrute!». Cordula: «Was macht man denn damit?» Ihr könnt das ja nicht wissen, aber Cordula ist schlau – deshalb konnte ich nicht anders, als vor Lachen in Tränen auszubrechen. Aber Cordula meinte nur trocken: «Na ja, ihr fischt mit diesem Ding ja keine Fischer, oder? Das heisst ‘Angelrute’.» Die Deutschen müssen auf diesem Törn sowieso immer mal wieder für eine kleine Stichelei herhalten. Aber Bianca haftet dafür die Meinung an, ihr sei es nur über 6 Knoten wohl. Unsere Laura behält den Überblick und zeigte uns wie man ganz safe in einen wunderschönen kleinen Hafen fährt. Was für eine coole Skipperin… 110 Meilen bis jetzt! On we go.
Sonntag, 4. September 2022
Diese Nacht war für alle drei von uns etwas – na ja. Die einen träumten von Ankern, die sich verschieben, andere vom Aufkreuzen gegen 25 Knoten Wind und manchen lagen die feinen und heiss ersehnten Pommes auf dem Magen. Aber wie das so ist, vergisst man harte Nächte, wenn einen als erstes die Sonne anlacht, sobald man den Kopf aus dem Niedergang streckt. Wir witzeln übrigens laufend über Worte, die sich sehr leicht anders interpretieren lassen. Darüber aber mehr ein anderes Mal. Bei herrlichen Temperaturen und einem gnädigen Wind beim Auslaufen segelten wir also los von Aabenraa. Bei gut 20 Knoten segelten wir einen Am-Wind-Kurs durch Wellen, die sich ständig höher aufbauten. Nach einigen Stunden kämpften wir alle damit, nicht die Fische zu füttern. Wir hatten viel zu tun, beim Surfen auf den Wellen. Kaum hatten wir aber nach dem Mittag ruhigeres Gewässer erreicht, gabs Kaffee und Sandwich für alle. Und dann gings weiter mit Segeln vom Feinsten. Wir alle sind superhappy und segeln mit 45 gesegelten Meilen in der Tasche in den Gammel Havn Middelfart – kein Witz. So cool, mega und «we are saaaaiiiling» mit Laura!
Samstag, 3. September 2022
Was für ein Tag. Als ob sich die Welt hier oben extra für uns ins hübscheste Kleid gestürzt hätte. Wow. Nachdem Laura ihren Job als crazy Skipperin sehr seriös ausgeführt hatte und uns in die Ecken, Winkel, Schalter, Schläuche, Pumpen, Zuläufe, Abflüsse, Dirks und Stage aufgeklärt hatte, und wir die Schwimmwesten ordentlich anhatten, shipperten wir los.
Von unserem Ausgangshafen Augustenborg aus mit dem Ziel, an diesem unverschämt schönen Segeltag mit raumem Wind bis hoch nach Middlefort zu gelangen. Nun. Es kam trotz super Planung doch anders – Meistens kommt es anders als man denkt. Der Wind nahm schon bald zügig zu und als dann die Böen auch mal mit 28 Knoten um uns fegten, entschied Laura, es sei Zeit, zu reffen. Also das war jetzt mindestens der Plan. Wir wollten also das Vorsegel reffen, aber das klemmte! Bei diesen Windstärken hatten wir keine Chance herauszufinden, wo das Problem lag und die Aussicht auf offenere Meerverhältnisse hat uns dann dazu bewegt, einen Hafen aufzusuchen. Dort angemacht haben wir das Vorsegel-Problem gefixt und dann war es Zeit, für einen laaangen Moment Pause. Die Sonne scheint, der Wind bläst, es ist September und wir sind glücklich! Coole Laura! Morgen feiern wir einen neuen Tag mit viel (Frauen-) Power on Board. Gell Laura?